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Wir haben Puerto Williams verlassen,

um unsere Reise nach Westen durch den Beagle-Kanal anzutreten.

Dazu haben wir so „gebunkert“, dass wir für die nächsten Tage autark sind und uns für die Nächte geschützte Buchten aussuchen, zum Ankern. Das Handicap ist die vorherrschende Windrichtung aus West, also gegenan. Die erste Übernachtungs-Bucht war schwierig, da wir erst mit einbrechender Dunkelheit den Anker fallen lassen konnten und die Abläufe erst in dieser Crew-Konstellation eingespielt werden mußten.

Alle Wetter, alle Wetter, und immer gegenan… Wir sind nicht mit Shackleton oder auf dessen Spuren unterwegs, und die Wassertemperatur beträgt ja auch immerhin 8°C, und die Luft hat 13°C. Trotzdem ist es keine Überraschung, dass unsere Gedanken immer mal wieder zu den Polarforschern vergangener Epochen führen. Gefühlt und nach abgefragten Schätzungen sieht die Temperatur-Bewertung allerdings ziemlich anders als bei den gemessenen Werten, was wohl an den Rahmenbedingungen mit immer viel Wind liegt, besonders wenn dieser fast exakt aus unserer Reiserichtung kommt. Unter Deck ist es auf der HASPA Hamburg gewiss nicht annähernd so komfortabel, wie es sich der Messebesucher auf einer schicken Cruiser-Yacht von, sagen wir mal 80 Fuß Länge, vorstellt. Mit den in unserer Messe längs über dem Tisch aufgehängten Gemüse-Netzen fühlt man sich eher an „das Boot“ erinnert, also an ein U-Boot mit wenig Licht, Luft und den anderen Klischee-Annehmlichkeiten. Dagegen steht -auch für die individuelle Abwägung um den besten Aufenthaltsort- Steuern unter Maschine gegenan (Wind, Regenschauer und Gischt). Erkenntnis: an Deck bleibt es bei Motor-Fahrt bemerkenswert leer. Das soll beschreiben, wie man sich fühlt, wenn man bei suboptimalen Wetterverhältnissen sein geplantes Etmal schaffen will: Freitag in Punta Arenas.

Dem gegenüber stehen einfach nur faszinierende unberührt-rauhe Berge mit Schnee und Gletschern! Diese weisen alle Weiß- und Blautöne auf, vermischt mit grau. Die letzte Nacht verbrachten wir in einer zu dieser Beschreibung passenden Bucht mit dem neuen schottischen Pflug-Anker plus Reitgewicht. Morgens unterhielten uns nicht nur etliche Delfine in choreografisch anmutendem Schwimm-Ballett. Um uns herum schwammen auch zahlreiche Eisstückchen, die offensichtlich kontinuierlich von den Gletschern abbröckeln. Den Begriff „Kalben“ kann man hier allerdings für die Vorstellung unserer Leser nicht verwenden: die Stückchen sind einfach zu klein. Ach ja, das Angeln wird auch immer gerne unter Fahrten-Seglern versucht (Prinzip Hoffnung…). Aber auch das hat seine Tücken, denn das hier allgegenwärtigen Kelp zeigt dann eben auch gerne seine Zähigkeit, wenn es sich über Nacht in der Angelschnur verhakt………. Zu tun gibt es also immer genug, auch wenn es nicht immer genau so geplant wurde.

Und noch eine Erfahrung aus der Bordküche: Kartoffelbrot mit Möhren-Schnipseln und ohne Mehl ist zwar garantiert Gluten-frei, aber es will einfach kein Brot daraus werden. Ausweg: es lassen sich dann eben herrlich Kartoffelpuffer mit Apfelmus oder Blaubeer-Marmelade daraus machen. Kreativität und Improvisation sind eben angesagt!

Ganz aktuell: der Wind hat es uns ermöglicht, die G 5 zu setzen und Diesel zu sparen: Erleichterung. Plötzlich ist an Deck wieder der gefragtere Aufenthaltsort.