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Der HVS – eine lange Geschichte

Wie jeder Verein hat auch der HVS eine Geschichte zu seiner Gründung, die immer wieder gerne erzählt wird: 1903 hatte Albert Ballin, Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie, eines Vormittags einen großen Kreis von Geschäftsfreunden zu sich in sein »Comptoir« gebeten. Niemand kannte die Veranlassung der Aufforderung. Was die Herren erwartete, war eine von Ballin vorbereitete Zeichnungsliste, auf der sich jeder Besucher bereits mit einem festen Spendenbetrag veranlagt sah. Ballin erläuterte kurz seinen Plan, mit Hilfe der Hamburger Kaufmannschaft eine große Yacht in Dienst zu stellen, um unter den Hamburger Farben mit anderen deutschen und ausländischen Schoneryachten zu konkurrieren. Innerhalb einer halben Stunde war die Liste gezeichnet.

Der Hamburgische Verein Seefahrt war aus der Taufe gehoben. Zielsetzung war (und ist bis heute) „die Förderung des Hochseesegelsports und die Ausbildung junger Menschen zu guten Hochseeseglern“. Mit der ersten „Hamburg“ wollte man dem segelnden Kaiser aus Berlin paroli bieten und seinen eigenen seemannschaftlichen Nachwuchs ausbilden. Dass dieser Nachwuchs nicht nur sportlich segeln sollte, sondern einige Jahre später auch die deutsche Hochseeflotte bedienen sollte, ist ein trauriger Teil der Geschichte. Der für Hamburg schöne Teil ist, dass die Idee mit dem sportlichen Segeln eine richtig gute war, zeigt sich in der Anekdote, dass der Kaiser nach einem verlorenen Rennen auf der Kieler Förde, den Steuermann der „Hamburg“ für seine „Meteor“ abwarb. Erfolgreich war der HVS bereits 1905: Bei der ersten Transatlantikregatta von Newport nach Lizzard Point wurde die „Hamburg I“ Zweiter hinter der erfolgreichen „Amerika“. Es folgten turbulente, schwierige und traurige Jahre für Deutschland, Hamburg und den HVS. In den 50ern konnten junge Männer sich endlich wieder in Frieden treffen und die Yachten, die die Bomben überstanden hatten wieder zusammen zu bauen und auf Elbe, Nord- und Ostsee segeln. Eine gespendete „Störtebeker“ des legendären Kapitäns Schlimbach gab einer Gruppe von Jugendlichen im HVS den Namen „Segelgruppe Störtebeker“ – unter der sie bis heute firmiert. Schon früh fuhren auch immer wieder mal Frauen auf den Yachten mit. Das war aber laut den Statuten des Vereins nicht erlaubt, bis Ende der 1990er diese Regelung (endlich) gekippt wurde. Seitdem werden die Yachten von gemischten Crews und einer gemischten Skipperschaft gefahren.

1903-1914 Hamburg

LüA46,91m
Breite7,20m

Die Hamburg, das Alpha des HVS. Mit diesem ehrwürdigen Schiff sollte die über 100 Jahre lange Geschichte des HVS beginnen. Um 1903 noch rechtzeitig gegen den Kaiser antreten zu können wurde die schon auf der Kieler Förde bewährte Englische Rainbow gekauft, um mit diesem Schiff gegen den Kaiser zu konkurrieren und ihn auch zu schlagen.

1913-1920 Hamburg II

LüA41,14m
Breite8,12m

1913 wurde die erste Hamburg durch den Ankauf einer modernen amerikanischen Yacht, der Westward, ersetzt. Auch die Hamburg II war, wie ihre Vorgängerin, einige Segeleinheiten kleiner als die Meteor des Kaisers. In diesem Zusammenhang ist eine Bemerkung Ballins erwähnenswert, daß dem Kaiser denkbarerweise die der Hamburg II wiederum zu gewährende Vergütung nicht recht genehm sein dürfte. Ob der Kaiser sich wirklich in dieser Richtung geäußert hatte? Jedenfalls sorgten die Herren Tietgens und O'Swald für den Beschluß, an der uns zukommenden Vergütung festzuhalten.

1920-1924 Hamburg

Klasse40qm

Für 171 575,70 Mark kaufte der Verein eine 40 qm R-Kreuzeryacht, von Max Oertz konstruiert und auf dessen Werft in Hamburg gebaut. Dieser Schiffstyp war der Vorläufer der später zahlreich auf Kiel gelegten Schärenkreuzer.

1927 Hamburg

Klasse6mR

Im Juni 1927 charterte der Verein auf Vorschlag von Wilhelm Cuno eine 6 m R-Yacht für ein Jahr und taufte sie auf den Namen Hamburg: Die Segler sollten sich wieder »praktisch« betätigen, wie es im Protokoll hieß.

1936 - 1943 Hamburg IV

LüA16,21m
Breite2,36m

Das Boot, eine Yawl, wurde 1936 nach einem Riss von Henry Rasmussen bei A&R gebaut und segelte unter Ludwig Schlimbach die Transatlantikregatta 1936. Bis auf sein Rigg, ist es nach einem Bombenangriff verbrannt.

1937 - 1950 Anneliese

LüA7,70m
Breite2,36m

Die Anneliese als erstes Schiff nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1948 wieder in Dienst gestellt, segelten die wenigen Mitglieder der Segelgruppe Störtebeker den Jollen-Kreuzer vornehmlich auf der Elbe und deren Nebenflüssen. Aber auch ortsnahe Küstenfahrt war angesagt; während der Travemünder Woche erzielte die Yacht gleich 1948 fünf erste Plätze.

1937 - 1956 Störtebeker

LüA15,27m
Breite3,4m

Vor dem Zweiten Weltkrieg als Gaffelyawl gesegelt, wurde das Schiff 1949 mit der erhaltenen Hochtakelage der Hamburg IV ausgerüstet. Durch einen Umbau der Inneneinrichtung im Winter 1950/51 wurde die Zahl der festen Kojen auf sechs erhöht. Damit standen einschließlich der beiden Messesofas acht Schlafplätze zur Verfügung. Eine der früher vorhandenen Klappkojen soll Kapitän Schlimbach bei der Atlantikregatta im Juni 1935 fast erschlagen haben. Das Boot ersegelte 1950 bei der Elbe-Wettfahrt des NRV den ersten Platz.

1950 - 1956 Hamburg V

LüA12,60m
Breite2,80m

Angeregt durch die Erfolge der Myth of Malham Ende der 40er und Anfang der 50er (entworfen von dem Briten Laurent Giles), haben Konstrukteur Henry Rasmussen und der HVS mit der neuen Hamburg V ein Schiff zu konzipieren versucht, das den bis dahin gebauten Yachten das Heck zeigen sollte. Leider war dieser Versuch nicht von Erfolg gekrönt. Der heutige Eigner hat durch Versetzen des Ruders den Kniff gefunden.

1953 - 1972 Ortac

LüA14,90m
Breite3,38m

Nach den enttäuschenden Erfahrungen mit der Hamburg V und angesichts des Alters der Störtebeker fehlte dem HVS Anfang der fünfziger Jahre ein tüchtiges Seeschiff, das mit guten Erfolgschancen an Seeregatten teilnehmen konnte. Ein Neubau kam nicht infrage, man durfte die Mäzene nicht überstrapazieren. So blieb der Gebrauchtmarkt: Die Wahl fiel auf eine Yacht, die schon 1937 in ihrer ersten Saison auf deutschen Gewässern Furore gemacht hatte - die britische Ortac. Das Boot bewährte sich in der Segelgruppe bestens und blieb lange im Verein.

1956 - 1966 Hamburg VI

DesignH. Gruber
LüA17,00m
Breite3,95m

Was zunächst nur als kühner Traum erschien, wurde dann endlich doch zu einem Schiff, das die Werft in erstaunlich kurzer Zeit fertig stellte - mit einem Preis von 71 000 Mark einschließlich Segel noch dazu sehr preisgünstig. »Onkel Ernst« Burmester wird bei der Kalkulation wohl beide Augen zugedrückt haben! Spanten, Bodenwrangen und Balkenkniee der Yacht entstanden teils aus verzinktem Stahl, Außenhaut und Aufbauten aus Tabasco-Mahagoni, das Deck in Oregon-Pine - also nach damaligen Begriffen alles vom Feinsten.

1967 - 1974 Hamburg VII

DesignB. Tripp
LüA16,59m
Breite4,05m

Die nächste Hamburg verdankte ihre Entstehung dem 100-jährigen Jubiläum des Norddeutschen Regatta Vereins im Jahre 1968. Wie es sich für einen bedeutenden Segelclub gehört, sollte das große Freignis auch mit einer Atlantikregatta gefeiert werden. Und natürlich musste ein eigenes Schiff dabei sein, allerdings bereedert und gesegelt vom HVS bzw. der Segelgruppe Störtebeker. Aus bestem Material gebaut und als Mannschaftsschiff mit elf festen Schlafplätzen konzipiert, erwies sich die siebte Hamburg im Prinzip als gutes Seeschiff, neigte jedoch bei der Probefahrt in bestimmten Seegangsverhältnissen zum unkontrollierten Rollen. Ihren Spitznamen Rolling Duck hatte sie damit schnell weg! Das Manko wurde aber korrigiert. Der erste Platz in ihrer Gruppe beim Transatlantikrennen 1968 war dann für viele Jahre das beste Trans-Ozean-Ergebnis einer unter NRV-Stander fahrenden Yacht.

1973 - 1989 Störtebeker

DesignS&S
LüA15,88m
Breite3,86m

Für den Verein war die Übernahme dieser Yacht, deren Konstruktion und Bau die Handschrift von S&S sowie des erfahrenen Regattaseglers Schümann trug, ein wirklicher Glücksfall. Dreimal (1967, 1969 und 1971) hatte sie bereits erfolgreich am Admiral's Cup teilgenommen. Und auch für den HVS konnte das Schiff aufgrund seiner robusten Bauweise 16 Jahre lang ohne Einschränkungen in der Blauwassersegelei eingesetzt werden. Ein Highlight von vielen war das "First Ship Home" 1982 beim Transatlantikrennen Bermuda-Helgoland.

1975 Hamburg VIII

KlasseDufour Sortilège
LüA12,50m
Breite3,75m

Diese Yacht war kein optimaler Ersatz für die im Oktober 1974 verkaufte Hamburg VII, doch der HVS-Vorstand war glücklich, der Segelgruppe neben der Störtebeker wieder ein zweites Ausbildungsschiff an die Hand geben zu können. Die Freude währte allerdings nicht lange. Im Mai 1975 wurde die Sloop in Friedrichshafen übernommen, bereits im Juni machte ein Feuer im Motorraum die Yacht zu einem Totalschaden.

1975 - 1979 Hamburg IX

Klasse2-ton
LüA12,09m
Breite3,63m

Nach dem unerwarteten Verlust der Hamburg VIII, galt es möglichst kurzfristig Ersatz zu beschaffen. Deshalb griff der Vereinsvorstand zu, als Felix Scheder-Bieschin ihm Ende 1975 seine Vineta anbot. Als Mannschaftsschiff für Atlantikreisen war die Yacht ein wenig zu klein, doch dafür stand ja die Störtebeker bereit. Bei zahlreichen Regatten und Ausbildungsreisen in Europäischen Gewässern leistete die neue Hamburg IX jedoch hervorragende Leistungen.

1977 - 1997 Hamburg X

DesignS&S
LüA15,25m
Breite3,63m

Die Hamburg X (ex Duva) konnte nur zwei Jahre nach ihrem Bau erworben werden und sollte auch auf dem 79er Fastnet Race mitsegeln. Dort lieferte Skipper Bernard Frieling einen atemberaubenden Bericht über das berüchtigte Fastnet-Race ab - die bislang größte Katastrophe in der Sportschifffahrt: Von 306 gestarteten Yachten kreuzten nur 177 die Ziellinie vor Plymouth, fünf Boote sanken, 21 wurden aufgegeben, 19 Segler fanden den Tod. Nach diesem aufregenden Einstieg, den es unbeschadet überstanden hatte, bewährte sich das Boot weiterhin bestens, sowohl auf Regatten wie auch auf Ausbildungsreisen. Es sollte das Boot mit der längsten Verweildauer im Verein werden und die Trennung fiel daher letztlich Vielen schwer.

1982 - 1985 Ortac

KlasseContessa 43
LüA13,30m
Breite3,81m

Die Contessa 43 ist eine Weiterentwicklung des berühmten Zweitonners Williwaw, der 1976 in Kiel alle Regatten um den »Two Ton Cup« gewann. Das erste Schiff dieser neuen Serie, die Moonshine, hatte unter Skipper Jeremy Rogers einen maßgeblichen Anteil am Sieg der Briten im Admiral's Cup von 1977. Das Boot kam Dank der Unterstützung durch Gerd Trulsen zum HVS und bewährte sich bei Regatten und Touren.

1990 - 1996 Störtebeker

KlasseSky 51
LüA15,58m
Breite4,33m

Nach dem Verkauf der Störtebeker (ex Rubin) 1989 musste vor allem für die Fahrtensegelei Ersatz beschafft werden. Geeignet erschien dem HVS die Sky 51 seiner Mitglieder Dr. Klaus Uphoff und Hans H. Grosse, ein robuster GFK-Bau mit ausreichendem Potenzial für das Blauwassersegeln. Der Verein übernahm die Yacht im August 1990.

1994 - 2002 Laura

Klasse2-ton
LüA13,60m
Breite4,05m

Nach dem plötzlichen Tod von Norbert Lorck-Schierning während der Kieler Woche 1994 konnte der Verein von der Erbengemeinschaft wieder einen echten Admiral's Cupper erwerben. Die Yacht hatte sich 1979 einen Platz im deutschen Cup-Team erkämpft, kenterte jedoch in dem stürmischen Fastnet-Race durch und verlor dabei ihr Rigg. In der Segelgruppe Störtebeker bewährte sich das Boot und wurde trotz hydraulischem Antrieb und lautem Alu-Kasko geliebt.

1996 - 2003 Hamburg XI

KlasseULDB 53
LüA16,74m
Breite3,68m

Der Kauf dieser Yacht für das Hong Kong Challenge 1996/97 wurde zu einem Abenteuer. Da ein Neubau den Verein finanziell überfordert hätte, galt es, auf dem Weltmarkt ein Schiff zu finden, das den seglerischen Anforderungen eines Rennens um die Welt in Ost-West-Richtung entsprach. Die Wahl fiel letztlich auf eine Yacht, die ihre vorzüglichen Vorwind-Eigenschaften bereits bewiesen hatte. Mit Erfolg: Das Boot gewann die Regatta für den Eigner HVS und seinen Standerverein! Dem folgten viele Ausbildungsreisen ud Regatten.

2001 - 2007 Hamburg XII

KlasseX-482
LüA14,50m
Breite4,31m

Nach dem Verkauf der Hamburg X im Jahre 1997 besaß der HVS nur noch die Norddeutsche Vermögen Hamburg als für den Atlantik geeignete Yacht. Auf der geplanten Jubiläumsregatta 2003 sollte aber auf jeden Fall ein zweites Schiff die Vereinsflagge zeigen, und zwar eines mit Allround-Qualitäten. Die Auswahl auf dem Gebrauchtmarkt war begrenzt. Man entschied sich schließlich für eine X-482.

2004 - heute Hamburg XIII

KlasseAndrews 56
LüA17,07m
Breite4,34m

2009 - heute Hamburg XIV

KlasseJ/V 52
LüA17,20m
Breite4,80m

2020 - heute Störtebeker

KlasseCarkeek 47
LüA15,58m
Breite4,33m