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Wet wet wet

I feel it in my fingers, I feel it in my toes. Jetzt sind wir schon über drei Wochen auf See und langsam lässt es sich nicht mehr leugnen: Es ist nass.

Auch in der Grinderkoje ist vor und nach dem Aufstehen Decke Wischen angesagt. Links zu sehen die Bilgepumpe, die ihre Seite des Bettes vehement verteidigt.

An Deck bei Regen und Gischt sowieso, aber auch unter Deck fühlt man sich wie in einer Tropfsteinhöhle. Der Kampf gegen die Feuchtigkeit wird zwar tapfer fortgeführt. Überall liegen Schwämme und wer eine Hand frei hat, beginnt fleißig zu lenzen. Aber insgesamt müssen wir uns wohl damit abfinden, dass wir bis zum Erreichen unseres Ziels nicht mehr trocken sein werden. Allein die Nässe des getragenen Ölzeuges würde reichen, um das halbe Schiff unter Wasser zu setzen. Wenn wir dann in einem Tiefausläufer mit 20 Knoten Boatspeed durch die Wellen tauchen, rinnt das Wasser durch jede noch so kleine Schwachstelle im Deck. Verantwortlich dafür, dass mittlerweile auch die Kojen feucht sind, ist allerdings das Kondenswasser. Besonders beim Kochen sammeln sich erhebliche Mengen an der Decke. Wie ein Aufguss in einer eiskalten Sauna. Die Salonkojen mussten wir aufgeben, da hier das Wasser zum Teil in Strömen die Wände hinunter rinnt. Glücklicherweise haben wir mittlerweile alle Wetterbojen ausgesetzt (die letzte treibt jetzt mit dem Hamburger Tor geschmückt etwa 400 Meilen westlich von uns), so dass wir die Backbord-Grinderkoje beziehen konnten. Hier muss man sich zwar den Schlafplatz mit der Bilgepumpe teilen (siehe Foto), liegt dafür aber etwas trockener. Trotzdem muss regelmässig die Decke gewischt werden.

Die größte Herausforderung besteht zu jedem Wachbeginn darin, trockenen Fußes in die Seestiefel zu kommen. Hier finden verschiedene Strategien Anwendung. Sinje steckt die Füße in Plastiktüten, ich selber bewege mich unter Deck barfuß, um immerhin trockene Socken zu bewahren. Unser Skipper hat in weiser Voraussicht Badelatschen im Gepäck. Was all diese Taktiken leider eint ist, dass sie mittlerweile auch nur noch so leidlich gut funktionieren. Auch das Ölzeug selber heisst einen nach dem Aufstehen kalt und nass willkommen. Einzige Chance auf eine temporäre Besserung verspräche die Heizung, diese können wir aber bei von hinten einsteigenden Wellen nicht in Betrieb nehmen. So gilt also: Augen zu und durch.

Wir befinden uns weiterhin auf mehr oder weniger direktem Kurs Richtung Kap Horn. Immer entlang des 57 Breitengrades machen wir zur Zeit im 3. Reff gut Strecke Richtung Osten, so dass wir die Hoffnung haben, heute Nacht die zweistelligen Längengrade zu erreichen. Ein weiterer kleiner Meilenstein. Auf unserer Fahrt ziehen immer wieder kleinere Tiefausläufer über uns hinweg, die wir aber bislang problemlos abwettern konnten. Das Wasser hat jetzt übrigens nur noch 6°C. Ungemütlich. Es gibt aber auch große Lichtblicke: Per hat aus Milch- und Kakaopulver einen Instant-Hot-Chocolate-Stock gemischt, so dass wir uns die eisigen Nachtstunden mit einem heissen Kakao versüßen können. Es geht uns also bestens!

Liebe Grüße aus dem sonnigen Süden!

Die Haspa-Crew

Bericht 14 19.02.2016, 18:33 UTC, 56°57.759'S 102.16.937'W