Round the Horn
Am heutigen Tag wurden viele Fotos gemacht, dieser Anblick wird aber den Albatrossen vorbehalten bleiben. Wir sind am Ziel! 4 harte Wochen auf See liegen hinter uns. Dazu all die Vorbereitungen zu Hause und in Auckland. Und nun blicken wir auf Kap Horn und das Gefühl, das wir alle haben, ist der gößte Lohn, den man als Segler erhalten kann. Dieser Ort hat etwas Monumentales. Wenn ich den Felsen selber sehe, erinnert er mich etwas an die Pyramieden von Gizeh, kahl und mit glatten Kanten, nur sehr viel größer. Jetzt wo man einmal selber hier ist, fällt es leicht an alle Geschichten und Legenden zu glauben, die sich um diesen Ort seit Jahrhunderten ranken. Und jetzt können wir diesem Katalog unsere eigene hinzufügen. Rasmus belohnt uns mit Champagnerwetter, jedenfalls für Kap-Verhältnisse. Die Stimmung an Deck ist ausgelassen, wie bei einer Meisterfeier im Fußballverein. Es riecht nach Zigarren und es wird gesungen: "Scheiß drauf, Ushuaia ist nur einmal im Jahr!" oder "Heute fährt die Haspa bis nach Istanbul!". Man kann nicht leugnen, dass einige Last von uns allen abfällt.
Der Tag des Gipfelsturms hatte mit einer Premiere begonnen: Bei Sonnenaufgang hatten wir das erste Mal Schneefall an Deck. Dann um 11:27 UTC das erste Land in Sicht. Geschlagene drei Minuten hatte Paul auf die graue Silhouette am Horizont gestarrt, bis er realisiert hatte, dass es sich hierbei um keine Wolke sondern Land handelte. 4 Wochen Wachsystem gehen doch nicht spurlos an einem vorüber. Dann ging alles ganz schnell. Bei achterlichen Winden im oberen 20 Knoten Bereich schien die Küste Südamerikas nur so an uns vorbei zu fliegen. Zuletzt erhielten wir zu unserer großen Freude noch eine Eskorte von Delfinen. Und dann gaben die Wolken endlich den Blick auf das Kap frei. Man kann Kap Horn eigentlich nicht übersehen, zu markant heben sich seine scharf definierten Umrisse vom Rest der Küste ab. Wie ein Grenzstein, der hier das Ende der zivilisierten Welt markieren soll. Während wir auf das Kap zu halten, ändert sich das Wetter im Minutentakt. Von Sonne über Graupel zu Regen und wieder Sonne. Mal wird die hier sehr stark ausgeprägte Grundsee aufgepeitscht, dann wieder von einer Schauerwolke platt gedrückt. Eine echte Wetterküche in der man wirklich nicht zur falschen Zeit landen möchte. Aber wie gesagt, Rasmus ist uns heute gewogen und wir können in Ruhe unsere Trophähe entgegennehmen: Das ikonische Foto der ganzen Crew samt Schild und Zigarre, das Kap im Hintergrund. Keiner von uns wird diesen Tag je vergessen. Jetzt gilt es noch den Beagle-Kanal sicher zu durchqueren. Eine Aufgabe, für die wir aufgrund der spärlichen Befeuerung bis zum Morgengrauen warten werden. Dann werden wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen spüren und die Southern Ocean Challenge wird für uns bestanden sein. Etwas Konzentration ist also noch geboten. Aber die Albatrosse pfeiffen es bereits von den Dächern: Hamburg hat 9 neue, stolze Kaphorniers.
Liebe Grüße von der ganzen HASPA Crew vom Mount Everest des Segelns! Dirk, Sinje, Jens, Felix, Per, Paul, David, Vincent und Nils Bericht 17 25.02.2016, 01:43 UTC, 55°26.308'S 066°47.741'W