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Point Nemo

Finstere Nächte am Ende der Welt. Über die Frage, wo das Ende der Welt zu verorten ist, darf durchaus gestritten werden. Auf unserer Route werden wir gleich mehrere heiße Anwärter auf diesen Titel passieren.

Geschafft! Die Morgendämmerung bringt die Crewmitglieder in unterschiedlicher Verfassung zum Vorschein.

In etwa 30 Stunden werden wir Point Nemo passieren. Den Ort auf der Welt, der am weitesten von Land entfernt ist. In Westen die Chatham Islands, im Osten Südamerika, im Norden die Osterinseln und im Süden die Antarktis. Weiter weg geht nicht und ein bisschen mulmig ist einem schon zumute bei dem Gedanken, hier draußen wirklich komplett auf sich gestellt zu sein. Besonders hart sind im Moment die Nächte. Eine solche Finsternis haben wir alle noch nie erlebt. Hier gibt es weder Mond noch Sterne und selbst das Meeresleuchten ist verschwunden. Was bleibt, ist eine perfekte Dunkelheit in der die roten Zahlen der Kompassanlage am Mast die einzige Lichtquelle darstellen. Nach einer gewissen Zeit fangen diese vor den Augen an zu tanzen und man hat das Gefühl, man führe nur noch im Kreis. Dazu ist es erbärmlich kalt. Wer kann, zieht den Schlafseck bis unters Kinn zu. In der Koje werden Mützen getragen und der Atem steht uns nun quasi permanent vor dem Mund. Das Wasser hat hier etwa 7 Grad. So schlägt man sich also bis zum Sonnenaufgang durch, der aber, wie Paul richtigerweise feststellte, aber auch eher ein "Hellerwerden ist". Die tatsächliche Sonne sieht man hier nämlich eher selten.

Wer das hier nachempfinden möchte, kann das zu Hause mit einfachen Mitteln tun. Man lasse sich zu einer unchristlichen Zeit wecken, sagen wir mal um 4 Uhr morgens und begebe sich auf den Balkon. Die Temperaturen in Deutschland müssten derzeit eigentlich passen. Dort starre man dann für 4 Stunden auf seinen Radiowecker. Teetrinken ist erlaubt. Wer daran dann Gefallen findet, ist herzlich eingeladen, der Segelgruppe Störtebeker beizutreten. Dann gib es auch noch Level 2 und 3 mit achterlichen Winden und Schaukelwellen mit permanenter Halsengefahr. An dieser Stelle möchte ich allerdings nicht die Belohnungen verschweigen, wie ein unverhoffter Ritt auf einer Welle durch die Dunkelheit und ein kaum zu beschreibendes Gefühl der Freiheit. Dinge, die - da sind wir uns einig - die Strapazen absolut wert sind. Insofern also viel Spaß beim Ausprobieren. Wir werden uns indes wieder etwas nach Norden begeben, um einem Tief auszuweichen. Das sind leider etwa 3 Tage Umweg, aber wir sind überzeugt, dass die Zeit gut investiert ist. Bleibt uns also gewogen. Liebe Grüße von der ganzen Crew!

Bericht 11 14.02.2016, 04:14 UTC, 51°07.241'S 127°46.640'W