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Bericht Nr. 16:

Im Moment (17:15uhr Bordzeit UTC -2, 21:15Uhr Hamburger Zeit am 16.4.) sind

wir auf Position 43° 36'95 N; 16°59'57W und flüchten mit Kurs 80° und

bei 10kn vor dem nächten Tiefdruckgebiet.

Wie einige von euch bestimmt schon herausgefunden haben, schränkt sich das
Leben doch erheblich ein auf so einer Reise.
Immer wieder bemerken wir, wie wichtig und großartig kleine Dinge des Lebens sind, wenn das feste Bett und die letzte warme Dusche schon weit in der Vergangenheit liegen.
Das Zähnputzen wird zu einer Art Ersatzdusche. Man fühlt sich danach schon fast wie neu geboren. Eine andere Art der Ersatzdusche sind die Feuchttücher, mit denen wir uns ab und an, wenn es zu schlimm wird in unserem Spa-Bereich "duschen". Immerhin werden sie auf der Packung mit den Worten "gentle cleaning like cotton wool and water" angepriesen.
Das absolute Gefühlhighlight ist es aber immer wieder, wenn man nach einer Ersatzdusche einen Zipplock-Beutel mit neuer Unterwäsche öffnet und einem der Geruch von frisch gewaschener Wäsche in die Nase strömt.
Nach so einer Wellnessbehandlung hat man dann zumindest kurzzeitig das Gefühl die schlimmsten Körpergerüche besiegt zu haben.
Dazu ist zu sagen, dass Jule beim letzten Wachwechsel bemerkt hat, es rieche unter Deck erheblich nach Fisch.
Wahrscheinlich ein Resultat aus unseren Müllbeständen, die sich mittlerweile so sehr vermehrt haben, dass sie nicht mehr komplett vors Kollisionsschott passen und jetzt zum Teil in der eigentlichen Segellast im Vorschiff liegen.
Nachdem wir jetzt auch die letzten Glasscherben aus der letzten Koje entfernt haben, die sich während unserer Kräuterparty dorthin verirrt hatten, hat auch wieder jeder eine feste Koje und keiner muss mehr auf Segeln oder im Navisitz schlafen.
Zwei Quadratmeter Privatsphäre wirken plötzlich wie wahrer Luxus. Nur das mit dem eigenenen Besteck und Geschirr hat sich nach dem letzten Tiefdruckgebiet ein bisschen eingeschränkt.
Wir essen mittlerweile aus Kommuneschüsseln oder direkt aus dem Topf. Macht weniger Arbeit beim Abwaschen und mit vier übriggebliebenen Schüsseln kommt man bei 11 Leuten nicht so wahnsinnig weit. Aber Doktor Felix hat beruhigend bemerkt, wir hätten anscheinend alle Keime an Land gelassen, sie wären sonst auf Grund der meist kurzen Inkubationszeit schon ausgebrochen. Also keine Sorge, keiner von uns steckt sich bei jemandem an...
Die Stimmung ist aber weiterhin gut und es entlwickelt sich eine Art Galgenhumor, wenn man es auch nach der dritten Wache nicht geschafft hat, die Salopette trocken zu tragen und wieder mit schon nassem Hintern an Deck geht.
Immerhin die Schlafsäcke haben sich alle auf ein vergleichsweise trockenens
Niveau begeben.
Für die weitere Essensplanung stehen Gnocchi und Reis sehr hoch im Kurs. Außerdem gibt es jetzt immer einen Karottensalat zu jedem Essen. Der 20kg-Sack war so billig, dass die Einkaufsjungs unbedingt zuschlagen mussten. Wenn unsere Hautfarbe also bei der Ankunft etwas gelber ausfällt, liegt das nicht an einem eventullen Nierenleiden, sondern an dem Beta-Carotin aus unseren Essensbeständen.

Viele Grüße von einer fröhlichen aber nassen Haspa-Crew
Achim, Jan, Jens, Torben, Marvin, Lasse, Lorenz, Holger, Felix, Jule und
Davina