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Alles kaputt

Die Crew, wünscht Dominica noch einmal zu besuchen- der Ort der Welt mit den ältesten Menschen… 138 Jahre gilt es zu schlagen. Die Vermutung liegt nahe, sie wollen sich noch einmal richtig jung fühlen, doch daraus soll nicht werden.

95 Seemeilen sind es von Antigua bis in die Bucht von Portsmouth/ Dominica. Ein schöner Anlieger mit 15 bis 20 Knoten Wind. Die Broader View liegt gigantisch gut im Ruder. Mir ist kein zweites Schiff bekannt, das auf diesem Kurs derart elegant und schnell segelt. Der Anker fällt um 22:20 Uhr. Als der nächste Tag anbricht entdecken wir 10 Schiffslängen querab die Latona eine Swan 56 aus Hamburg- was für eine schöne Überraschung. Die uns wohl bekannte Jugendcrew um Skipper Lasse schlummert noch, sie sind erst vor wenigen Stunden hier eingelaufen.

Für die geplante Besichtigung der Insel gilt es nun, den richtigen Guide zu finden. Diverse bunte Holzboote steuern auf die Broader View zu, um uns Ihre Dienste anzubieten. Daniel von Edison Tours hatte letztes Mal unser Vertrauen gewonnen. Heute scheint er von den Ereignissen -oder dem Gras- der Silvesternacht immer noch arg durch den Wind zu sein, was uns stark irritiert…. dennoch bleiben wir bei der Entscheidung.

Liegt es an unserer europäischen Erziehung oder wieso verspüre ich den Farbigen gegenüber ein gewisses Misstrauen? Oder ist es nur, weil sie anders drauf sind- einfach völlig tiefenentspannt? Oder weil sie gerade so viel verloren haben, während wir hier auf unserer Rennyacht thronen? Einklarieren und auf geht es ins Onshore Abenteuer. Der Stolz, mit dem der Guide über seine Insel berichtet, ist fesselnd, die Verwüstung, die wir zu sehen bekommen, niederschmetternd. Gut zwei Drittel der Häuser sind beschädigt, ohne Dach oder zum großen Teil vom Hurricane Maria einfach weggeblasen worden. Dennoch wirken die Menschen positiv und wir fühlen uns nicht wie Katastrophentouristen. Es geht in die Berge- Ziel ist ein Wasserfall. Hier und da hält der Fahrer an, zupft Lemongrass aus der Erde, eine Ingwerwurzel, oder Zuckerrohr, diverse Früchte.... Der

Pflanzenreichtum der Insel verschlägt uns den Atem. Begeisterung und Entsetzen wechseln sich ab beim Blick aus dem Fenster des Busses. Wir passieren eine provisorische Brücke- die originäre Betonbrücke hat es einfach weggespült. Die Hauptverkehrsadern wurden recht schnell wiederhergestellt- mit chinesischen Finanzmitteln. Über die Motivation der Chinesen lässt sich nur mutmaßen.

Die anfängliche Scheu gegenüber den Schwarzen ist inzwischen einer umfassenden Sympathie gewichen. Wir kennen die Namen der Keyplayer, erfahren viel über sie, Ihre Familien und die Gesamtsituation. Für den Abend finden wir uns gemeinsam mit der Crew der Latona und unseren Tourguides in einer Strandbar zusammen. Selbige wurde rasch wieder hergestellt- es fehlte nur das Dach- und fröhlich bunt angemalt. Es wird ein rauschender Abend bei tollem Essen und guten Gesprächen auf einem wunderschönen Fleckchen Erde.