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Herbstliches Flautenspiel

Motiviert und voller Vorfreude fand sich am Freitagnachmittag in Kiel eine bunt gemischte Crew von HVS-Neulingen bis „alten Hasen“ auf der Brovie ein und begann mit den Vorbereitungen für den Commodore Cup, der am darauffolgenden Morgen gestartet werden sollte. Der Kurs führte von Kiel nördlich um Fehmarn nach Travemünde, wo für abends die traditionelle Regattaparty geplant war. Der Blick in die Wettervorhersage ließ jedoch erahnen, dass es so einfach nicht werden würde…

Jedes überflüssige Gramm auf der Brovie war eines zu viel – daher fanden diverse Ausrüstungsgegenstände ihren Weg von Bord. Das Einkaufen in Kiel geriet in Ermangelung eines Autos zu einem Fußmarsch mit Handwagen, den wir bei Penny mit allen nötigen Lebensmitteln überluden.

Das frühe Aufstehen steckte uns noch in den Knochen als wir uns am nächsten Morgen bei aufgehender Sonne auf den Weg zur Startlinie vor Strande machten und kurz meinten der „Black Pearl“ zu begegnen – es handelte sich um ein im Seenebel vor Anker liegendes Traditionsschiff – ein schaurig-schöner Anblick. Wie vorhergesagt blieb der Wind zu unserer Startzeit um 0930 im niedrigen einstelligen Knotenbereich. Unter A2 konnten wir auf die mit uns gestarteten „Schlüssel von Bremen“ und „Walross IV“ schnell etwas Abstand gewinnen. Einige Zeit hangelten wir uns (zwischenzeitlich auch unter S1) von Windfeld zu Windfeld, bis gegen Mittag der Wind dann fast gänzlich einschlief. Mit Boatspeed von rund um einem Knoten und zeitweilig ohne Großsegel um den Kite irgendwie am Stehen zu halten, schlichen wir dahin – da hieß es Ruhe bewahren und bloß keine hektischen Bewegungen an Bord. Am Nachmittag wechselten wir in einen vierstündigen Wachrhythmus denn Fehmarn war noch nicht in Sicht und die Nacht versprach lang zu werden. Erst in den frühen Abendstunden hatte Rasmus ein Erbarmen und schickte Wind mit 4 Knoten, sodass wir unter G1 und vollem Groß auf immerhin 3 Knoten Speed kamen und langsam aber stetig den Abstand auf die vor uns gestarteten Gruppen verringern konnten. Die von Nachwuchsskipper Fritz ausgetüftelte Route mit etwas mehr Abstand zur Küste schien sich auszuzahlen: im Licht des traumhaften Sonnenuntergangs hatten wir kurz vor der Westküste Fehmarns in erneut fast gänzlicher Windstille einige der Yachten vor uns eingeholt. Die Situation glich fast einem Neustart des Rennens, so dicht war ein Teil des Feldes in der Flaute zusammengeschoben worden. Dicht unter Land arbeiteten wir uns weiter vor und fanden schließlich den lang ersehnten Wind. Während uns die Nachricht der Bahnverkürzung bis Staberhuk-O erreichte, machten wir nördlich von Fehmarn guten Speed. Gegen 2330 hieß es dann Freiwache wecken und „all hands on deck“. Auf einer sportlichen Kreuz während der letzten Meilen zum Ziel wurde jede Hand und jedes Gewicht auf der Kante gebraucht! Um 0015 konnte sich dann abgeklatscht werden – wir hatten es geschafft und waren nach dem langen Flautenpoker in der Nacht doch noch mit schönem Segelwind belohnt worden.

Nach der Zieldurchfahrt blieben „nur“ noch 30 Meilen bis Travemünde zu bewältigen – bei weiter auffrischendem Wind mit vergleichsweise stürmischen Böen bis 18 Knoten ging es zunächst so zügig voran, wie während der gesamten Wettfahrt nicht. Doch als die Lichter von Travemünde langsam in Sicht kamen, reduzierte sich unser Boatspeed merklich und die Bemerkung „Jetzt noch eine Stunde“ fiel innerhalb der müden Wache etwa im Halbstundentakt, allerdings ohne, dass sich an dieser Prognose zwischenzeitlich viel änderte… Und so war es wohl die Ironie dieses langen Segeltages, dass wir mit dem letzten Windhauch das letzte Tonnenpaar vor Travemünde durchsegelten und bei erneut spiegelglattem Wasser um 0500 am Sonntagmorgen die Leinen festmachten.

Gut versorgt mit Nudeln und Rührei fiel ein Teil der Crew einige Zeit später müde ins Bett, während andere lieber gleich wachblieben. Das kurzerhand vom Abendessen aufs Frühstück verschobene Grillbuffet ließen sich dann alle bis Travemünde gesegelten Crews gemeinsam schmecken und hatten dabei viel zu erzählen. Bei der Siegerehrung konnten wir uns über den Preis für die schnellste gesegelte Zeit freuen.

Vielen Dank an alle Organisatoren und Unterstützer dieser großartigen Veranstaltung – wir sehen uns im nächsten Jahr!

• Fritz, Bende, Nils, Sven, Hendrik, Rickmer, Mika, Faye, Liam, Bosse, Jakob