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Komm‘ ins Mittelmeer haben sie gesagt

Die erste Crew der Störtebeker dieses Jahr bringt das Schiff aus dem Winterschlaf. Ist unser Schiff ausgeschlafen genug, um so früh in der Saison beim Probelauf bei der Palma Vela auf Mallorca zu punkten?

Meine Güte war der Winter schon wieder lang. Gerade die Arbeit an die Störtebeker gestaltete sich dieses Mal als sehr herausfordernd, da es ja nicht wie sonst in Kiel, sondern in Valencia lag und somit nicht unbedingt in direkter Griffweite.

 

Nachdem wir also mit etlichem Zusatzgepäck und einer langen Restarbeitsliste Störtebeker im valencianischem Hafen in Rekordzeit wieder zu einem Segelboot zusammen geschraubt, geschwind die 140 Meilen nach Palma zurückgelegt und nach einigen herrlichen Trainingsschlägen unsere Crew zusammengeschpleißt hatten, konnte unser Event auch schon losgehen: Palma Vela 2024.

 

Palma Vela ist ein Event, das aus Offshore-, Costal- und mehreren Up- und Downregatten zusammengesetzt ist. So früh in der Saison ist Palma Vela also eine großartige Art sein Schiff auf Herz und Nieren zu testen. Gerade durch die knappe Fertigstellung großer und kleiner Arbeiten am Schiff war es also besonders spannend, ob unsere Störtebeker startklar für diese Saison im Mittelmeer sein würde. (Spoilerwarnung: Sie ist es!)

Noch dazu kommt, dass unsere schlichte Carkeek 47 ein komplett neues North Sails Regatta Groß erhalten hat, das bei Ankunft in Palma bereits am Dock auf uns wartete.

 

Mit neuer Gaderobe, die wir sogar mit eigenem Chaseboat von innen und aussen eingetrimmt hatten, angepassten Winschen, neuem Fockfall, neuem Travellerspleiß, neu gespannten Steuerseilen und Do-It-Yourself Heckspiegelfolierung (Durch Werftarbeiten an den Backstagaufnahmen war dieser völlig entstellt gewesen) ging es also nun in das erste Rennen der Saison: "La Larga" , dem Offshorerennen.

 

"'Komm nach Palma' haben sie gesagt, 'da scheint die Sonne' haben sie gesagt, 'Sonne und schöner Wind' haben sie gesagt." Tja, nichts von dem hielt "La Larga" für uns bereit. Als wir uns um Punkt 12 nach einem wunderschönem Start richtung Cabrera aufmachten war es noch warm und trocken, als wir nach einigen Stunden hoch am Wind Cabrera erreichten begann es zu Regnen und der Wind schlief ein. Es erwartete uns ein einziges Konvergenzzonen Tohuwabohu. Um 18:00 Uhr wechselten wir ins 2:2:2 Wachsystem. 2h Segeln, 2h Standby, 2h schlafen. Das Rennen war geprägt davon, dass man bei vollkommender Flaute einschlief, kurz aufwachte bei berauschenden Genakerklängen mit 10 Knoten Fahrt, nur um zum Wachwechsel wieder Tote Hose zu haben. In dieser Wechselhaftigkeit ging es von Cabrera nach Ibiza. Bei Stockenfinsterer Nacht segelten wir mit unserem Schiff mit den anderen um die Wette. Erstaunlich, wie Dunkel es sein kann, wenn der Mond verdeckt ist. Und es regnete.

 

Unsere Teamdynamik war trotz der widrigen Bedingungen große Klasse. Vollmotiviert und hochkonzentriert trimmten und steuerten wir uns durch die Gegebenheiten. Es war ein gigantischer Spaß, diesem Boot auch nur das kleinste bisschen Mehr an Performance zu entlocken. Wir hatten in Flauten zu diesem Zeitpunkt noch sehr destruktive alte Wellen, die uns das Leben schwer machten. Das Feld schließ zu uns auf, kurzzeitig büßten wir unsere erste Position ein, trotz deutlich schnellerer Vermessung. Und es Regnete.

 

Hinter Formentera kam dann unsere Stunde. Die alte Welle war endlich verschwunden und so konnten wir endlich die Früchte unserer Trimmkünste ernten, als wir bei 5 Knoten Wind mit 4.5 Knoten Fahrt übers Wasser schwebten. Und so flogen wir den Anderen davon, die nur noch unsere Meeresleuchtspur begutachten konnten. Wir rundeten die letzte Marke bei Ibiza und fuhren ab jetzt bei 10-13 Knoten Wind mit Jib und Staysail geradewegs die letzten 70 Meilen direkt aufs Ziel zu. Und es Regnete.

 

Um Ca. 2:20 Uhr fuhren wir über die Ziellinie vor der Bucht von Palma und es Regnete und Regnete und Regnete, aber wir waren glücklich, denn wir hatten im Gefühl, dass wir eine gute Leistung abgerufen hatten die womöglich zum berechneten Sieg reichen könnte.

Ich kann euch sagen, dass die heiße Dusche nach diesem Rennen zu Herbsttourbedingungen die wohl beste heiße Dusche war, die ich je erleben durfte.

 

Beim Boatwork am nächsten Tag kamen die Schiffe hinter uns an, sie applaudierten beim hineinfahren uns voller Anerkennung: Wir hatten das Rennen gemacht. Was für eine Ehre!