100 Jahre Nordseewoche
Eine der größten deutschen Offshore-Veranstaltungen ist die jährlich am Pfingstwochenende stattfindende Nordseewoche auf Helgoland. Selbsterklärend, dass die Segelgruppe Störtebeker dort mit zwei Schiffen vertreten sein muss! Um die Broader View an die deutsche Westküste zu bringen, taten sich bereits am Montag vor Pfingsten drei Held*innen zusammen, um gemeinsam die Fahrt durch den NOK anzutreten. Die Elbe bescherte uns dann noch einiges an Gegenstrom auf unserem Weg nach Glücksstadt, sodass schon die Vorbereitung des Events bis in den späten Abend andauerte.
Drei Tage später kam ein Großteil der Crew in Wedel am Schiff zusammen, um letzte Vorbereitungen zu treffen und einen ersten kleinen Schlag zu segeln. Wir ließen den Abend entspannt mit Würstchen ausklingen, die der Veranstalter der Regatta, die am nächsten Morgen gestartet werden sollte, bereitstellte. Am Freitag vor Pfingsten war der Start der Zubringerregatta für 6 Uhr geplant. Aufgrund akuten Windmangels mussten wir leider bis Cuxhaven unter Motor fahren, was unsere Dieselreserven (angepasst an ambitioniertes Regatta-Schiffsgewicht) gerade so zuließen.
Mit frischem Wind ging es dann am Samstagmorgen endlich nach Helgoland. Die Manöver funktionierten gut, dafür dass die Crew im Vorhinein kaum die Möglichkeit hatte zu trainieren. Infolge der intuitiv-guten Schiffsnutzung erreichten wir Helgoland als erstes Schiff berechnet den zweiten Platz. Jeder dieser Erfolge wurde durch die Wettfahrtleitung bei der abendlichen Siegerehrung wertgeschätzt. Die Siegerehrung nahm am Samstagabend aber ehrlicherweise den geringeren Stellenwert ein, bis in die frühen Morgenstunden haben die Crews verschiedener Schiffe zur Livemusik in der Nordseehalle getanzt. Kein Grund aber am Sonntag auszuschlafen! Um 9 Uhr startet – wie jeden Pfingstsonntag – eines der Höhepunkte der Nordseewoche: Die Regatta Rund Helgoland. Auch hier funktionierten die Manöver gut. Auf den Passagen vor dem Wind konnten wir ordentlich Meter gewinnen, am Wind fehlte es uns allerdings leider etwas an Geschwindigkeit. Wir kamen als drittes Schiff ins Ziel und wurden verrechnet sechste. Daher leider keine erneute Wertschätzung durch die Wettfahrtleitung, dafür allerdings auch am Sonntagabend im Anschluss wieder Party in der Nordseehalle! Was will man mehr? Da fällt einem wohl nur eines ein: Langstreckensegeln.
Am Pfingstmontag sollte die Langstreckenregatta Rund Skagen von Helgoland nach Kiel gestartet werden und auf uns wartete noch einiges an Vorbereitung. Menos Wetterbriefing, das aufgrund eines sehr kleinen Tiefdruckgebietes direkt über dem Kurs recht unsicher war, sagte eine windige Nacht vorher, allerdings mit dem Wind aus der richtigen Richtung (von hinten). Mit entspannten 13-14 Knoten Wind an der Startlinie begann unsere 70stündige „Rücküberführung“. In der ersten Nacht frischte der Wind bis auf 28 Knoten auf und wir flogen wechselnd unter A3, S4 und G2 (Pamela) in Richtung Skagen. Die Nacht war zwar extrem anstrengend, bescherte uns allerdings eine sehr gute Positionierung, die wir den Rest des Rennens auch halten konnten.
Nach ca. 30 Stunden rundeten wir Skagen und die Landabdeckung war vorbei. Die Windstärke beeinflusste das nicht besonders („die höchste Erhebung Dänemarks ist niedriger als die tiefste Stelle der Schweiz“), das Wellenbild jedoch umso mehr. So war die zweite Nacht bei Wind aus eher vorlichen Richtungen ziemlich ruppig, zumindest für die Personen unter Deck. An Deck stand schnelles Segeln und großer Spaß in Vordergrund.
Die angekündigte Flaute im Anschluss an den Tiefdruck-Spaß der vergangenen 48 Stunden setzte am Nachmittag des zweiten Tages ein, bei 1kn Wind trieben wir östlich von Samsö herum. Nach einer Stunde konnten wir uns jedoch mit dem A1 retten und wieder Fahrt ins Schiff kriegen. In der darauffolgenden Nacht ging es dann mit 8kn Boatspeed auf die Brücke im Großen Belt zu und auch dahinter weiter. Die Taktik wurde von kräftigem Gegenstrom bestimmt. Kurz vor unserem Zieleinlauf in Kiel am Donnerstagmittag prüfte uns die westliche Ostsee noch für 3 geschlagene Stunden mit Winden um die 4 Knoten, die trimmtechnisch alles forderten. Belohnt wurden wir nach der Regatta zuerst mit Chili con Carne vom Sponsor der Regatta und im Laufe des Abends mit der Gewissheit, den zweiten Platz in der Gruppe ORCi 1 zu machen!
Am Donnerstagabend wurde noch ausgiebig nachbesprochen und gefeiert und am Freitagmorgen verließen alle glücklich und leicht übermüdet von den Eskapaden der letzten 7 Tage das Schiff.
Viele Grüße von Skipper und Crew