Bjerknes, Biermann, Bermuda - die Broader View Hamburg-Crew am Okklusionspunkt der Regattaplanung
Am diesem Wochenende, genau zwei Wochen vor Abflug nach Bermuda, fand sich die Crew der Broader View Hamburg an zwei strammen Tagen in den heiligen Hallen des Deutschen Wetterdienstes in Hamburg an der Elbe ein. Seewetter intensiv stand auf dem Programm, und mit spitzem Bleistift und jeder Menge praktischem Anschaungsmaterial, nahmen Kai Biermann und seine Freundin Andrea uns mit auf eine abenteuerliche Reise durch alle Stockwerke der Wolkenbildung, entlang der Isobaren, durch Fronten und Konvergenzlinien, über Höhensituationen und Bodenkarten, zeigten uns Kastellwolken, die uns "anschreien", führten uns tief in die gute alte Troglage mit all ihren Finessen, durch Dunst, großtropfigen Niederschlag, Schneetreiben und so manches Gewitter. Das legendäre Rückseitenwetter durfte selbstverständlich nicht fehlen.
Wir nutzten diese spannenden beiden Tage, um voneinander, und natürlich von unserem großartigen Coach Kai, die wesentlichen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der Wetterregime speziell auf dem Nordatlantik zu lernen, und manche von uns konnten auch tief im Unterbewusstsein gespeichertes Wissen wieder ausgraben. Das einstmals Erlernte hatte, das wollen wir nicht verhehlen, mehr als eine Auffrischung nötig. Wenn man statt Seesegeln eher Familie und Beruf immer mehr zum zentralen Lebensinhalt bestimmt, dann rücken so wichtige Dinge wie Konvergenzlinien doch in die zweite Reihe auf der Prioritätenskala. Entlarvend genuschelte Aussagen, wie "wusste ich mal" oder "ja stimmt, wie hieß der nochmal" oder auch "Ist ein Begriff!" waren daher selbstverständlich keine Seltenheit. Auf dem Westturm des DWD begriff so mancher, welche Wolke südlich der Elbe warum so aussieht, wie sie eben aussieht (und, ja, wie sie nocheinmal heißt), in welcher Höhe sie stets unterwegs ist oder eben nicht. Und wir waren live dabei, als die für Unwetterwarnungen zuständigen Kollegen des DWD telefonisch die dieser Tage doch arg nervösen Kameraden der Feuerwehr beruhigten.
Am heutigen finalen Sonntagnachmittag verließen wir - zufrieden und zuversichtlich, strotzend vor "Corioliskraft" und neuem Fachwissen, den Polarjet im Rücken, aber mit einer stattlichen Hausaufgabe im Gepäck - die Bernard-Nocht-Straße in zyklonischer Richtung, um Deutschland gegen Mexiko verlieren zu sehen. Doch die Begeisterung dieser eindrucksvollen Tage tröstete die meisten von uns schnell über diese desolate Leistung der deutschen 11 hinweg. Lieber Kai, vielen Dank Dir und deiner Freudin Andrea für Euren großartigen Einsatz!
Neben dem Wetter des Nordatlantiks war unser Wochenende natürlich auch von unserem finalen Crewtreffen geprägt. Die Crew fand sich komplett bei Pizza und isotonischem Weißbier zusammen und beriet über die finalen To Dos, die unser aller nächsten beiden Wochen bestimmen werden. Die typischen Baustellen, kleine Reparaturen und zollrechtliche Fragen waren ebenso Thema, wie das Wetter in Hamilton, Fährfahrpläne der "Pink Line", die Temperatureignung von Schlafsäcken und die übliche und notwendige Abstimmung über Equipment, Sicherheitsausrüstung, Verpflegung und Logistik. Nun gilt es, bis zum 30.6. alle Häkchen auf die Checklisten zu setzen, das Übergepäck auf ein möglichst nicht finanziell ruinöses Niveau zu bringen, private und berufliche Themen zu eliminieren. Und wenn wir dann auch noch pünktlich und in voller Mannstärke auf dem Flughafen Hamburg erscheinen, und es mitsamt Gepäck bis nach London und dann auch noch weiter nach Hamilton schaffen, sollte hoffentlich so viel nicht mehr schiefgehen können. Wir halten Euch auf dem Laufenden.
Eure Broader View Hamburg Crew
Felix Christiansen