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Herbsttour 2025

Kiel-Aarhus-Samsø-Nakskov-Kiel

„Was zieht ihr so unter den Schlafsack?“ beschreibt die Ausgangssituation der Herbsttour ganz gut. Eine Woche durch Dänemark Anfang Oktober, das wird kalt!

Wir treffen uns alle am Sonntag, den 5.10.25 an Bord der Haspa und haben viel Zeit für das Ausstauen der Regattasegel und die anderen To-Dos wie der Sicherheitseinweisung. Ein großes Tief zieht nämlich gerade über Skandinavien und hindert uns am Auslaufen. Der davor stattfindende Commodore-Cup wurde deswegen auch schon abgesagt und Kiel fühlt sich an wie ein Tidenrevier mit einem Meter Wasserstandsveränderung innerhalb von wenigen Stunden. Wir haben außerdem auch Zeit, unsere Erwartungen an die Reise auszutauschen und schnell steht fest, dass die Crew Seemeilen schrubben möchte. „Hauptsache Schweden“ ist sogar vom Coach zu hören. Mit der Törnplanung haben wir uns bis zum Ende Zeit gelassen, um auf die anderen Teilnehmer der Herbsttour eingehen zu können. Von den drei anderen Schiffen haben sich aber schon zwei vor dem Tief auf den Weg nach Norden gemacht, nur die „Lonestar“ und wir sind noch in Kiel. Unser erstes Ziel fällt auf Aarhus, dort wollen wir uns mit den anderen Schiffen treffen. An Bord ist eine sehr heterogene Crew mit den unterschiedlichsten Studienfächern wie Meteorologie, Meeresbiologie, Schiffbau oder Kostümbildnerin. Als Coach für mich ist Julius dabei.

 

Am Montagmorgen müssen wir noch schnell die letzten Sachen besorgen. 10 Sixer Wasser – die Wasserpumpe hat im letzten Moment den Geist aufgegeben, vergessene Stirnlampen nachkaufen und nach der G5 Ausschau halten. Als alles erledigt ist, können wir um 10:00 ablegen. Zwischen der Kieler Bucht und Langeland steht noch eine ordentliche Welle aus NW und das Mittagessen wird unausgesprochen auf später verlegt. Hinter der Abdeckung von Langeland kehrt aber schnell wieder Leben ein. Wir starten langsam ins Wachsystem und beobachten Tanker der Schattenflotte, die parallel zu uns im Fahrwasser fahren – komisches Gefühl. Dann unter der Großen-Belt-Brücke durch und westlich an Samsø vorbei. Aarhus kommt kurz vor Sieben in Sicht und viele tragen mittlerweile „All-Out-Bekleidung“, also alles, was die Tasche hergibt. Mit dem Sonnenaufgang wird es aber auch langsam wieder wärmer und wir legen morgens in Aarhus an. Die erste Etappe ist geschafft!

 

Aarhus empfängt uns mit wechselndem Rückseitenwetter und wir entscheiden uns für einen Spaziergang durch die Stadt, zuerst in die Kirche, dann zum Aussichtspunkt auf dem lokalen Einkaufszentrum und später noch zu unterschiedlichen Cafés. Später kochen wir an Bord und machen nochmal einen Abstecher in die Stadt.

 

Die anderen Boote haben es leider nicht nach Aarhus geschafft. Eigentlich wollten wir nach Aarhus nach Göteborg segeln. Das wäre eine ordentliche Distanz gewesen, aber machbar. Leider zog schon wieder das nächste Sturmtief heran und wir mussten den Plan abbrechen. Um aus Göteborg zurückzukommen, hätten wir sonst bei Böen bis zu 40 Knoten aus NW über das Kattegat wieder zurück segeln müssen. Das war allerdings für eine Tour etwas zu ambitioniert. „Hauptsache Schweden“ muss also wohl oder übel auf nächstes Jahr vertagt werden.

 

Deswegen geht es am Mittwoch auf einen Day-Sail bei schwachen Winden und Sonne(!) Richtung Kolby Kås auf Samsø. Die Stimmung ist super und wir trainieren mit dem Cruising A6 Gennakermanöver. Abends gibt es dann wieder das heiß ersehnte warme Abendessen und einige gehen noch am Strand spazieren. Die anderen Schiffe der Herbsttour sind mittlerweile alle wild um Fünen verteilt, aber wir verabreden uns mit der „Lonestar“ für den nächsten Abend in Nakskov, einer Industriestadt auf Lolland.

 

Der Wind hat mittlerweile wieder aufgedreht und wir verlassen am Donnerstag Samsø unter 3.5 und erstem Reff mit 90 TWA, um dann später doch noch mit der 4.5 im 3.Reff zu landen. Wie ungemütlich das wohl gerade im Kattegat sein muss! Später lassen wir den Abend noch mit der Crew der „Lonestar“ an Bord ausklingen.

 

Für Freitag haben wir uns noch ein Highlight vorgenommen. Viele sind seglerisch noch nicht ganz ausgelastet und wir wollen noch eine Nachtfahrt segeln. Rund Fünen wäre etwas zu weit gewesen und deswegen fällt die Wahl auf ein „Round the bouy“ vor Assens im kleinen Belt. Laut Expedition sollen wir bei dem Kurs dann am Samstagmorgen pünktlich in Kiel ankommen. Mit dem extra von zuhause mitgebrachten Pürierstab von Anouk können wir noch saisonal passend eine Kürbissuppe vorbereiten.

Also um 12:00 am Freitag Dock-off und dann unter G4.5 und im dritten Reff eine sehr ruppige Kreuz bis zum Abend vor der Flensburger Förde. Für den/die mittlerweile an Herbsttourwetter gewöhnte Segler*in gab es dort noch einen schönen Sonnenuntergang bei ca. 25 Knoten und viel Spray über dem Vordeck. Gegen 22:00 runden wir unsere handverlesene Tonne und machen im Sinne aller großen Regatten noch ein Gruppenfoto mit einem Bodenbrett (Beschriftung via Aftereffects). Darauf folgt die weitaus angenehmere Fahrt zurück nach Kiel bei 130 TWA und wir laufen kurz vor Sonnenaufgang wieder in die Kieler Förde ein. Für die Kanalfahrt bis zu Knierim nehmen wir noch einen Lotsen an Bord und legen dann um 07:00 erschöpft aber glücklich ein letztes Mal an. Nach einem Powernap und als erste Kunden des Tages bei Dominos sind wir wieder gestärkt und machen uns ans Segel abschlagen und Aufräumen.

Eine sehr schöne und ereignisreiche Woche geht zu Ende, wir sind insgesamt 415 NM gesegelt, haben zweimal die Große-Belt-Brücke passiert, zwei Tiefs sind nördlich an uns vorbeigezogen und Schiff und Mannschaft sind wieder heil zurück in Kiel. Puh, was für eine erste Fahrt!